Wie gut arbeiten die alten Nikon AIS Objektive an digitalen Kameras?

Wie gut arbeiten die alten Nikon AIS Objektive an digitalen Kameras? Teil I

Die Objektivbaukunst hat in den letzten Jahren sowohl bei Nikon, Canon und Leica, als auch bei den Zweitanbietern wie Sigma oder Tamron extrem zugelegt. Die 36 Megapixel (MP) der „alten“  Nikon D800 oder die 46 MP der aktuellen D850 mit einem DXO Wert von 100 sollen nicht der Standard sein. Diese im Professionellen Bereich notwendigen Werte braucht der ambitionierte Hobbyfotograf für sehr hochwertige Fotos nicht.

Aber wo die Grenze ziehen?

Ich möchte hier von dem „normalen“ Hobbyfotografen ausgehen, der eine Ausrüstung für gehobene Ansprüche, aber zu einem – auch seiner Familie gegenüber zu vertretenen – vernünftigen Preis anschaffen kann. Diese Vorgabe führt zu folgenden Rahmenbedingungen:

  • Nicht jeder Entwicklungssprung kann und wird mitgemacht
  • Besonders herausragende Objektive der Vergangenheit sind der Kaufpool
  • Weniger ist mehr

Die aktuellen Premium Objektive der oben genannten Marken beginnen mit dem Carl Zeiss Distagon T * Otus 1.4 / 55 ZF.2 mit 38 DXO Punkten als Referenz und liegen alle zwischen 35 DXO Punkten und dieser Referenzmarke. Die Testkameras sind alle mindestens 36 MP-Kameras. Die damit produzierten Fotos sind dementsprechend superscharf. Die Kombination D850 mit dem Nikon 35mm 1.4 G – AF Objektiv liegt preislich dann bei ca. 5600€. Tendiert man zu Leica Objektiven, sind schnell noch mal 3000€ mehr fällig – kein Preissegment für ambitioniertes Fotografieren mit Familie.

Extremsuperscharf oder reicht sehr scharf?

Diese Frage ist eigentlich der Schlüssel für alle Entscheidungen. Ich möchte jetzt erst einmal weiter mit den Testergebnissen des neuen Testmodus DXO argumentieren. Hierzu führe ich drei Nikon AIS Objektive der Autofokus Generation als Beispiele an.

I. Das Nikon 20mm 2.8 AF

                                               Nikon AF Nikkor 20mm 2.8 D TOP Zustand A+ in OVP

Das Nikon Nikkor 20mm Objektiv hat keine Vignettierung, eine sehr leichte tonnenförmige Verzerrung, die für Extremweitwinkel aber typisch ist und einen leichten Schärfeabfall bei Blende 2.8. Schon ab Blende 4.0 wird es auch im Randbereich extrem scharf. Dieses Objektiv eignet sich nicht so gut, wie das neue 20mm 1.8 für eine Freistellung im Bild. Es wurde aber für das Fotografieren im Blendenbereich ab 5.6 gebaut – damit war es damals das Referenzobjektiv. Außerdem ist der Autofokus sehr schnell und es ist das kompakteste 20mm Objektiv, das je gebaut worden ist. Ich nenne es ein „Hosentaschenobjektiv“. Dieses Objektiv bekommt nach DXO aber nur 27 Punkte. Damit wäre es kein Objektiv der Oberklasse mehr.

Die „alten“ Nikon AIS Objektive – das 20mm AF entspricht exakt dem AIS Objektiv vom Aufbau her – arbeiten aber mit weniger hochgezüchteten Kameras wie der D700 mit nur 12.1 MP oder der Nikon Df mit 16.2 MP hervorragend. Beide Sensoren überfordern das Leistungsvermögen des Objektivs nicht, sondern unterstützen die Bildschärfe und den Kontrast optimal. Die Bildbeispiele zeigen sehr gut die hohe Leistungsfähigkeit des Nikon Nikkor 20mm 2.8.

     

               

Zudem hat man eines der extrem kleinen herausragenden Nikon AIS Objektive, das noch in jede kleine Fototasche passt und im Zustand A/A+ für ca. 350 € zu kaufen ist.

II. Das Nikon Micro Nikkor 60mm 2.8 AF

                                            Nikon Micro Nikkor 60mm 2.8 AF TOP

Das Nikon Micro Nikkor 60mm Objektiv hat keine Vignettierung und keine Verzerrung. Ein minimaler Schärfeabfall bei Blende 2.8, aber schon ab Blende 4.0 wird es auch im Randbereich extrem scharf. Dieses Objektiv wurde für das Fotografieren im Makrobereich gebaut und war damals das Referenzobjektiv. Außerdem ist der Autofokus sehr schnell und es hat eine kompakte Baugröße. Zudem macht es eine gute Figur als Normalobjektiv mit ansprechendem Bokeh. Dieses Objektiv bekommt nach DXO 30 Punkte und liegt damit an der Grenze zur Oberklasse. Aber auch hier ist die Kombination mit der Nikon D700, Nikon Df, aber auch mit der Nikon D200 oder Nikon D300, hervorragend. Die 16MP, 12MP oder 10MP Kameras unterstützen auch hier die Performance des Objektivs optimal.

                     

      

Damit liegt ein weiteres der sehr kompakten und herausragenden Nikon AIS Objektive in unserer Fototasche. Auch hier liegt das Preis zur Zeit bei ca. 350 € im Zustand A/A+

III. Das Nikon Nikkor 50mm 1.8 D AF

                                                             

Das Nikon Nikkor 50mm 1.8 D AF Objektiv wird bis heute im klassischen Design mit nur 6 Linsen gebaut und ist identisch mit der manuellen AIS Pancake Version. Es hat keine Vignettierung und eine minimale Verzerrung von +0,2 und liegt damit messtechnisch ganz dicht am Sigma 85mm 1.4 DG – Art. Ein Schärfeabfall ist schon ab Blende 1.8 nicht festzustellen – auch im Randbereich extrem scharf und sehr kontrastreich. Ab Blende 2.8 bis in den Randbereich absolut perfekt. Es schlägt das Nikon Nikkor 50mm 1.4D Objektiv im Bereich „Schärfe“ deutlich. Außerdem ist der Autofokus sehr schnell und es hat eine sehr kompakte Baugröße. Zudem macht es eine gute Figur als Normalobjektiv mit schönem Bokeh.

                                                           

Deshalb bekommt dieses Objektiv nach DXO 32 Punkte und liegt damit an der Grenze zur Oberklasse. Außerdem wird es an einer Crop Kamera wie der D200 oder D7000 Reihe zum herausragenden 75mm Portraitobjektiv mit sehr schönem Bokeh. Das Objektiv ist für ca. 110 € neuwertig zu kaufen – damit der Preis-Leistungssieger überhaupt.

Fazit:

Mit diesen drei Objektiven liegt man heutzutage nicht mehr im absoluten 46 MP Schärfebereich – aber die Grundschärfe aller drei oben genannten Nikkore liegt im herausragenden Bereich, wenn man sie z.B. an einer D7200 oder D700 nutzt. Selbst im DIN A3 Bereich und größer – z.B. Fotokalender oder Wandbild – liegt die Bildschärfe immer im grünen Bereich.

Damit erfüllen diese Objektive die drei Rahmenvorgaben, sind von der Baugröße optimale Reisebegleiter und für einen Bruchteil des Preises aktueller Objektive zu bekommen. Wählt man die Nikon D700 als Kameragehäuse, liegt der Komplettpreis für eine sehr hochwertige Fotoausrüstung bei ca. 1800 €. Das 20mm Extrem-Weitwinkel kann auch durch das manuelle 28mm 2.8 AIS Objektiv preisgleich ersetzt werden. Damit wäre der Brennweitenabstand zwischen 28mm und 50mm Objektiv nicht mehr so groß. Das 28mm Objektiv ist von der Bildleistung überragend und wird in einem folgenden Beitrag näher beschrieben. Ich persönlich mag die Kombination 20mm Nikkor und 60mm Micro Nikkor als Minimalausrüstung für Urlaubsreisen.

Teil II: https://www.nikonanalog-harth.de/wie-gut-arbeiten-die-alten-nikon-ais-objektive-an-digitalen-kameras-teil-2/

Autor: Rüdiger Harth – Nikonanlog.de

 

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Ein Gedanke zu „Wie gut arbeiten die alten Nikon AIS Objektive an digitalen Kameras?

  1. Hallo Ruediger
    Ich lese gerne Beiträge ueber alte Linsen auf modernen Kameras. Ich selbst fotogrfiere seit Jahren nur mit ai oder ais Linsen auf Nikon D810, weil es mir einfach Spass macht. Zwischen 20mm und 400mm habe ich fast alles ausprobiert und nur die besten behalten. Mit der Qualität bin ich sehr zufrieden, es gibt allerdings einige “aber”. Schnell bin ich nur bei den Festbrennweiten gelandet, und die musste ich auch noch ausselektieren, weil bei vielen die Zentrierung nicht stimmte. Habe alle nach dem Kauf getestet. Offen sind sie sicher nicht so gut wie die neuen, das stoert mich aber nicht, ich finde es sogar interresant. Geschlossen gibt es nichts zu beanstanden. Ich bin aber nicht deiner Meinung, was die Viegnettierung und Schärfe betrifft. Offen vignettieren alle sichtbar und scharf sind sie offen am Rand auch nicht. Das 20mm ist ab f8,0 sehr gut, 50mm ab f5,6, 60mm kann ich nicht sagen. An anderem Gehäuse ist das vielleicht etwas anders. Als Vorteil sehe ich, ausser das man jeder Menge Geld spart, dass man zum langsameren (bedachtem) fotografieren gezwungen wird, da kein Program und AF. Klar ist das nicht fuer schnellbewegte Motive das beste. Als Fazit traue ich mir zu sagen, es braucht kein Mensch Qualitätswegen unbedingt die neuen Linsen auf neuen Gehäusen, auch wenn die Werbung was anderes sagt. Wenn man technisch sauber mit gut ausgewählten Festbrennweiten arbeitet, kann man 1,2x oder auch 1,5x croppen (die D810 bietet das) mit immer noch sehr guter Qualität fuer Grossdruck.

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