Herausragende Objektive der 70ziger und 80ziger Jahre Teil II – Das Tokina AT-X 90mm 2.5 Macro

In der Geschichte der Objektivherstellung gab es immer wieder revolutionäre Entwicklungssprünge bei Objektiven, die deshalb zu Legenden wurden.

Das Tokina AT-X 90mm 2.5 Macro – die Bokeh Königin

Tokina produzierte ab 1981 professionelle Objektive der AT-X Serie. Einige wurden zu Legenden. Neben dem Tokina 80-200mm 2.8 SD AT-X gehörte das Tokina 90mm Macro 2.5 AT-X ab 1984 gebaut, dazu.

Dieses legendäre Objektiv befindet sich hier nahezu im Neuzustand.

 

Um die Entstehung dieses Objektivs zu verstehen, kurz zur Firmengeschichte von Vivitar

Die Firma “Ponder & Best” wurde im Jahre 1938 von den deutschen Auswanderern Max Ponder und John Best in Hollywood gegründet. Am Anfang arbeitete man als Vertrieb für deutsche Photoartikel an der amerikanischen Westküste. Nach dem Zweiten Weltkrieg importierte Ponder & Best Kameratechnik aus Japan. Anfang der 60ziger Jahre wechselte der Firmenname auf „Vivitar“. Mit der Entwicklung der Spiegelreflexkameras in den 60ziger Jahren vertrieb man Objektive. 

Den weltweiten Durchbruch erreichte man mit der Handelsmarke “Vivitar Series 1” – eigentlich entwickelte und gebaute Objektive der Firma Kino, später Kiron oder Tokina.

Deshalb entwarf 1977 auch Tokina im Auftrag von Vivitar das optische Schema und den Aufbau des 90mm Makroobjektivs. Zunächst wurde deshalb ein 90mm 2.5 Makroobjektiv unter dem Namen Vivitar mit 58 mm Filterdurchmesser auf den Markt gebracht. Unter der Typenbezeichnung Vivitar Series 1 wurden die Objektive 1,9/28 mm, das hier vorgestellte legendäre  2,5/90 mm Makro sowie die lichtstärksten Teleobjektive der damaligen Zeit – das 2,3/135 mm, das 3,0/200 mm und das Zoom 3,5/70-210 mm produziert.  Erstmals in der Geschichte der Fotografie war ein unabhängiger Objektivanbieter mit seiner Qualität der Objektive auf dem gleichem Qualitätsniveau wie die Originalobjektivhersteller Nikon, Canon oder Leitz. Und das, obwohl Ponder & Best , also Vivitar, nie über eine eigene Objektivfertigung verfügt hat. (genauere Informationen zur Firmengeschichte:  https://www.photoscala.de/2008/10/10/vivitar-ganz-grosses-kino/ )

Das Tokina 90mm 2.5 Macro AT-X

Nachdem die Vivitar-Linie eingestellt worden war, begann Tokina ab 1984, für 10 Jahre, dieses Objektiv leicht überarbeitet, unter seinem eigenen Markenzeichen zu produzieren. Das optische Schema war völlig identisch. Das Tokina AT-X 90 mm: durch 8 Linsenelemente in 7 Gruppen mit 8 Blendenlamellen und einem Filterdurchmesser von jetzt nur 55mm erreicht eine Naheinstellgrenze von 39cm und einem Abbildungsmaßstab von1:2.  

Der Verlauf der Unschärfe (Bokeh) bei Freistellung ist einmalig ruhig und angenehm und führte zum Sonderstatus dieses Objektivs. Deshalb gibt es dieses Objektiv mit verschiedenen Kameraanschlüssen unter dem Spitznamen “Bokina” oder “Bokeh-Königin”.

Die einzige Einschränkung ist das Sägezahn-Bokeh bei Blende 4 und 4.8. Der Grund ist die Lamellenform der 8 Blendenlamellen.

Technische Daten des Tokina 90mm Macro 2.5 ATX

Das Objektiv ist ganz aus Glas und Metall – der sehr breite und gummierte Tubusring liegt angenehm in der Hand.

Das ist eine haptische Erfahrung, die mit heutigen Objektiven nicht mehr möglich ist. Wunderbar geschmeidig und sehr präzise lässt sich auch im Makrobereich scharfstellen. Von 0,7 m bis zum Makrobereich von 1:2 dreht man den Tubus 180° – damit lässt sich sehr genau fokussieren.

Bewertungen des Tokina 90mm Macro 2.5 ATX

Die Bildschärfe ist schon ab Blende 2,5 absolut brillant – siehe  (https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=en&u=http://forum.mflenses.com/tokina-at-x-2-5-90mm-the-bokina-ii-t30894.html&prev=search)

Auch bei photodo.com noch nach den alten verschärften Testvorgaben erreichte das Tokina als Makroobjektiv die besten jemals getesteten Werte von 4.6, absolut steht es an vierter Stelle aller getesteten Objektive.

Die Trennschärfe zwischen Hintergrund und Motiv ist unübertroffen – deshalb wurde das Objektiv zur Legende im Makrobereich. Auch die Farbgebung und der Kontrast stimmen in allen Blendenbereichen. Leichte CAs gibt es nur  in bestimmten Bildsituationen weit geöffnet.

An einer Nikon Df

Die Trennschärfe zwischen Hintergrund und Motiv ist unübertroffen – deshalb wurde das Objektiv zur Legende im Makrobereich
 

An einer Nikon Df oder Nikon D7200 arbeitet das Objektiv absolut perfekt. Im 90mm FX – Brennweitenbereich an der Df ist schon der Makrobereich überragend. Der Sensor der Nikon Df (D4) passt wie die “Faust aufs Auge”! Die 16,2 MP sind für das Objektiv genau richtig, um Farbintensität, Kontrast und Bildschärfe zu 100% umzusetzen. Schon hier gibt es auch im leichten Telebereich der Portraitfotografie nichts zu beanstanden. Setzt man das 90mm Objektiv allerdings an die 24,2 MP DX-Kamera Nikon D7200 an, bekommt man ein Portraittele von 135mm mit der Lichtstärke 2.5. Die 135mm übernehmen das Bokeh hier voll – die Bokeh Königin strahlt in ihrer schönsten Form. Beispielfotos belegen die perfekte Freistellung und die brillante Trennung von Hintergrund und Motiv. Ein Objektiv gebaut vor 35 Jahren funktioniert nicht nur sehr gut – sondern untermauert in eindrucksvoller Art und Weise an beiden Kameras den Legendenstatus.

Autor: Rüdiger Harth – Nikonanlog.de – Tokina 90mm Macro 2.5 AT-X

© Rüdiger Harth für Nikonanalog.de

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